World Scout Jamboree 2023 in Südkorea
Das 25. World Scout Jamboree fand vom 01.-12.08.2023 in SaeManGeum, Korea, statt. Die 9 Teilnehmenden unseres Stammes waren als Teil der Unit „Wunderveilchen“ vom 22.07.-16.08.2023 in Korea. Insgesamt können wir eine sehr positive Bilanz ziehen, trotz vieler Komplikationen blieb unsere Gruppe ermutigt und erlebte eine tolle, einzigartige Fahrt.
Unsere Reise begann am 22.07. um 00:30 Uhr am Busbahnhof Braunschweig, von wo es über Goslar und Göttingen zum Frankfurter Flughafen ging. Mit dem Umstieg in Abu Dhabi ging es weiter nach Seoul, wo wir auch die ersten fünf Tage unserer Reise in Korea verbrachten. Untergekommen waren wir in dem Wohnheim der Chinese Overseas Highschool. An das heiße, schwüle Klima mussten wir uns milde Wetter gewohnten Deutschen erstmal anpassen. Wir besuchten verschiedenste Museen, Landmarken und lokale Restaurants, um die vielfältige Kultur und Küche Koreas kennenzulernen. Food-Markets, der 600m hohe Lotte Tower, Kult-Stadtteile wie Myeongdong oder Gangnam waren alle auf der Liste. Wir erkundeten die belebte, aufregende Millionenstadt und begegneten immer wieder anderen Pfadfindergruppen aus aller Welt, sei es aus Chile, der Schweiz oder sogar Curaçao. Es waren ereignis- und ramenreiche Tage.
Am 28.07. verließen wir die Stadt und machten uns auf den Weg nach Süden in das bergige Herzland, genauer gesagt in den buddhistischen Tempel Baekyangsa, wo wir eine Nacht verbringen würden. Nachdem wir mit der richtigen Kleidung ausgestattet wurden, erkundeten wir mit unserer Dolmetscherin Toni das Gelände des Tempels. Wir lernten von den buddhistischen Bräuchen, wie man einen Mönch oder eine Nonne begrüßt und wie oft man sich beim Gebet verneigen muss. Nach einem abendlichen Basteln gingen wir früh ins Bett, um fit für das Morgengebet zu sein. Um halb fünf krähte der Hahn und wir machten uns auf in das Gebetshaus. Nach dem Frühstück ging es auf einen morgendlichen Spaziergang. Zum Abschied erhielten wir von der Obernonne eine Tasse Lotustee und einen PopSocket. Man möge meinen, ein sogenannter Temple-Stay wäre doch recht authentisch, allerdings stellte sich heraus, wie kommerziell dieses Ereignis doch ist.
Am nächsten Tag fuhren wir ganz in den Süden Koreas in die Nähe der Hafenstadt Suncheon. Im Asian Pacific Scout Center traf sich das gesamte 2200-köpfige deutsche Kontingent für die Akklimatisierungstage. Da alle deutschen Units gestaffelt angereist und die letzten gerade erst angekommen waren, wurden die AKTs als Gelegenheit genutzt, vor dem Jamboree nochmal anzukommen und sich zu akklimatisieren. Der Aufbau lief zäh unter der glühenden Mittagssonne. Ehe die ersten schattenspendenden Tarps aufgestellt waren, vergingen einige Stunden.
Am ersten vollen Tag war für unsere Unit Programm auf dem Gelände angesagt; handwerkliche Workshops, ein Wasserpark und ein Bogenschießstand waren nur einige der Angebote. Am nächsten Tag besuchte unsere Unit mit ca. 1000 anderen Pfadfindern die International Garden Expo in Suncheon (BuGa in international). Empfangen wurden wir von dem Bürgermeister höchstpersönlich, bevor wir die Ausstellungen bewundern konnten. Am Abend fanden sich alle Deutschen nochmal vor der Bühne zusammen, um gemeinsam auf das Morgen beginnende Jamboree hinzufiebern.
Endlich war es da, am 01.08. verließ unser Bus als letztes den Lagerplatz in Suncheon und machte sich auf die Reise zum Jamboree. Zwei Stunden nachdem wir den ersten Blick auf den 8 km langen Platz erhascht und uns durch die noch längere Einbahnstraße durchgekämpft hatten, standen wir endlich an unserem Platz. Unser Zuhause für die nächsten knapp zwei Wochen. Zwei Pavillons, 40 Stühle und 96 Plastikpaletten warteten mit 5 großen Kisten darauf, von uns ausgepackt zu werden. Anders als auf den AKTs lief der Aufbau perfekt, die Motivation war groß, die Energie besser. Zu Abend hatten wir einen fertig stehenden Platz, jeder einen Schlafplatz und eine eingeräumte Küche, was will man mehr.
Das Jamboree bot ein breites Spektrum an Programm an, sowohl onsite (auf dem Jamboree-Gelände) als auch offsite (abseits des Geländes in sehenswerten Orten der Region). Das Onsite-Programm verteilte sich auf drei verschiedene „Programm Areas“, wo dann in verschiedenen Pavillons Workshops angeboten wurden. Nennenswert sind das Paragliding, die Radio Scouts (Funken) und das Science Center. Beim Offsite-Programm wurden wir mit Bussen unter anderem zu einem Gedenkzentrum des Koreakrieges und zu einem Naturpark in Gochang gekarrt.
Dazu gab es verschiedene zentrale Veranstaltungen. Am ersten vollen Tag fand die Opening Ceremony statt, an der wir als Unit leider nicht teilhaben konnten. Aufgrund von schlechter, chaotischer Planung dauerte der Weg zur Hauptbühne statt der geplanten 45 Minuten ganze 4 Stunden, die Sonne war untergegangen, die Zeremonie hatte schon begonnen, doch zahlreiche Gruppen befanden sich noch vor den zwei nadelöhrartigen Eingängen. Nachdem die Nachricht durchsickerte, dass keine weiteren Menschen mehr in die Arena passen, beschloss unsere Unitleitung dem Gedränge ein Ende zu setzen und zum Schutz unserer Unitmitglieder umzukehren. Von diesem Niederschlag ließen wir uns jedoch nicht unterkriegen.
Insgesamt gab es bedauerlicherweise viele Mängel und die Organisation lief recht chaotisch ab. Nachdem an den ersten Tagen des Lagers die mangelnden Schattenplätze während der Jahrzehntehitzewelle, ungesäuberten Sanitäranlagen und nicht ausreichende Lebensmittelversorgung kritisiert wurden, schalteten sich selbst internationale Botschaften und die koreanische Regierung ein. Für mehrere Kontingente bedeutete die schwierige Lage den Abschied, die Kontingente aus dem Vereinigten Königreich sowie aus den USA und Singapur verließen das Lager. Spätestens dann spürte man den Unterschied, Truppen des koreanischen Militärs sowie lokale Anwohner reisten an, um ihren Teil dazu beizutragen, das Lager zuverbessern. So erlebten wir doch ereignisreiche Tage mit viel Spaß und verschiedensten internationalen Begegnungen, sei es an den jeweiligen Headquarters der Länder oder in den Foodhouses, in denen die Küche der verschiedenen Länder serviert wurde.
Am Culture Day bereitete jede Unit an ihrem Platz etwas vor, um die Kultur ihres Heimatlandes zu präsentieren. Unsere Unit warb mit deutschem Kartoffelsalat, Bratwurst und einer klassischen Singerunde, wie sie bei uns typisch ist. Bei unseren Nachbarn aus Finnland, Taiwan, Eswatini und vielen weiteren Ländern durften wir typische Gerichte ausprobieren, von Kultur und Bräuchen des Landes erfahren und die vielfältigen Arten des Pfadfindens kennenlernen. Definitiv ein Highlight unseres Jamborees. Vor allem abends, als die ungnädige Sonne hinterm Horizont verschwand und es sich auf quasifrische achtundzwanzig Grad abkühlte, machten wir uns auf, die Welt kennenzulernen. Auf den Teilelagerbühnen wurde abends Musik gespielt, getanzt, gelacht. Aus aller Herren Länder waren wir alle an diesem Ort vereint, es spielte keine Rolle mehr, wo man herkam (außer beim Halstuchtausch). Hier waren wir alle nur Pfadfinder weit weg von zuhause, um gemeinsam das Leben zu feiern, neue Leute kennenzulernen und Spaß zu haben. Ohne Frage war das Jamboree ein sehr einprägsames, vielfältiges Erlebnis mit vielen Aufs und Abs.
So kam es auch, wie es kommen musste, am siebten Tag des für zwölf Tage angesetzten Jamborees erklärte uns unsere Unitleitung, dass wir schon am Folgetag abreisen müssten. Aufgrund eines Taifuns, der auf direktem Kurs zum Lagerplatz lag, mussten wir das Gelände geordnet räumen. So packten wir also unsere Sachen enttäuscht zusammen und stellten uns die Wecker; 5 Uhr morgens. Am nächsten Morgen bauten wir die Zelte ab und packten den letzten Rest zusammen, um neun Uhr sollte spätestens unser Bus kommen. Um zwölf Uhr holte uns dann endlich ein Bus ab, aufgrund von mehreren Verfahren erreichten wir um elf Uhr abends endlich das Wohnheim, das noch Platz für uns hatte.
Das deutsche Kontingent war für die nächsten vier Tage, die das Jamboree noch hätte gehen sollen, in zwei Studentenwohnheimen von Universitäten in der Stadt Suwon südlich von Seoul untergebracht. Hier wurde ganz im Kontrast zur Jamboreeorganisation in Windeseile Ersatzprogramm organisiert. Ein Tempelbesuch, mehrere Shows und Konzerte bereitete die Uni für uns vor. Die Zweibettzimmer mit eigenem Bad waren eine kleine Entschädigung für das früher abgebrochene Lager.
Am 11.08. wurde von den Jamboreeveranstaltern die Closing Ceremony mit K-Pop-Konzert im Seoul World Cup Stadium abgehalten. Zu diesem großen Abschluss kamen nochmal sämtliche Kontingente zusammen, um ein letztes Mal gemeinsam das Jamboree zu feiern.
Für uns ging es nach dem ungeplanten Aufenthalt in Suwon wie geplant an einen Campingplatz nahe der Küstenstadt Sokcho am Japanischen Meer. Hier wollten wir als Unit die letzten Tage gemeinsam entspannen und genießen, dies taten wir auch erfolgreich. Wir (sonnen-)badeten (etwas zu viel) am Strand, machten eine Wanderung im Nahe gelegen Gebirge und genossen die letzten Abende gemeinsam. Ein sehr entschleunigendes und gebührendes Ende zu einer abenteuerlichen Reise durch Korea.
Am 15.08. kamen wir mit dem Bus zum Flughafen und flogen von Seoul wieder über Abu Dhabi zurück nach Frankfurt und von dort nach Hause nach Braunschweig. Mit nach Hause bringen wir neue Freundschaften, einzigartige Erinnerungen und eine bessere Toleranz für scharfes Essen. Ein in vielen Punkten schiefgegangenes, abenteuerliches, doch trotzdem phänomenales Jamboree liegt hinter uns.
Es war wahrhaftig ein im Leben einmaliges Ereignis. Um noch genauer von unserer Reise zu erfahren, schaut doch mal bei unserem Unit-Blog unter https://wunder-veilchen.worldscoutjamboree.de/blog/ vorbei.